Fahrberichte VW

Fahrbericht VW Passat Avant 2.0 TDI Comfortline Bluemotion (B7, 3C)

passat

Vor Kurzem konnte hatte ich die Gelegenheit, die neuste Generation des VW Passat (Internet Bezeichnung 3C) ausgiebig ein Wochenende lang auf der Strecke Bamberg / Hamburg und zurück inkl. Stadtverkehr Hamburg zu testen. Insgesamt sind so 1500 Kilometer zustande gekommen. Mein Testfahrzeug war ein VW Passat Variant (=Kombi) 2.0 TDI mit 140 PS.(Manuelle Schaltung)

Die Bezeichnung “Bluemotion” bezeichnet einige Verbesserungen gegenüber des normalen Modells in Sachen Verbrauch. Beim Bluemotion Paket, das für viele Volkswagenmodelle verfügbar ist, ist das Fahrzeug aerodynamisch- und verbrauchsoptimiert. Die Ausstattungslinie Comfortline umfasste beim gefahrenen Modell unter anderem: 16″ Alufelgen, Multifunktionslenkrad, “kleines Farbnavi” RNS315, Park-Distance-Control vorne und hinten, optisch und akustisch, elektronisch verstellbare Sitze, Anhängerkupplung elektronisch ausfahrbar, Berganfahrassistent (deaktivierbar), Multifunktionsanzeige, Start/Stop System, Licht- und Scheibenwischerautomatik. (Kilometerstand: 18.000) Für ein Fahrzeug der Klasse also eine eher magere Ausstattung, zumal für die etwa 500 Kilometer Autobahn ein Tempomat sehr schön gewesen wäre, insbesondere wenn man sich an solche “selbstverständlichen” Gadgets gewöhnt hat.

Design

Der aktuelle Passat sieht einfach gut aus. Im Gegesatz zu dem noch sehr rundförmigen Passat 5 haben bei der aktuellen Version scharfe Kanten stark zugenommen. Auch bei den Front-und Heckleuchten ist das deutlich zu sehen. Die Frontschürze erinnert etwas an das aggressive, sportliche Auftreten des Audi A4, leider wurde beim VW meiner Meinung nach etwas zu viel schwarzes Plastik an der Front verbaut. Design Details wie die Chromstreifen auf den Kühler-Lamellen gleichen das aber wieder völlig aus. Beim Tagfahrlicht für den Passat (in der Halogen-Licht-Ausstattung) hat es VW leider bei permanent leuchtenden Nebelscheinwerfern belassen. Das Xenon-Tagfahrlicht sieht hier wesentlich sportlicher aus.

Der aktuelle Polo und viele Audimodelle haben ganz unten an der Frontschürze sehr markante, sportlich nach vorne stehende “Ecken”, die an einen Pfeil erinnern. Wieso VW diese dem Passat nicht verliehen hat, bleibt ein Rätsel.

Besonders im Inneren macht sich die schöne Tradition der Passat-Baureihe bemerkbar: Keine unnötigen Designelemente, die den Preis in die Höhe treiben, aber doch ein sehr schönes, komfortables Ambiente. Gespart hat man beispielsweise an schicken Lüftungsöffnungen oder an manchen Stoffverkleidungen an den Türelementen, die teilweise mehrere cm-Breit einfach der Außenlack sind – was aber keineswegs störend ist. Ein kleiner Unterschied eben, der den Passat von noblen Verwandten wie dem A4 oder dem A6 unterscheidet. Für VW und Audi Kenner außerdem interessant: Auch im neusten Komfort- und Technik Reise-Flaggschiff, dem Passat, hat VW es nicht geschafft, eine Funkuhr zu integrieren. Bei Audi ist das bei allen Modellen Standard. Laut VW “muss es eben Unterschiede geben”, auch wenn dieser oft nur im Detail liegt.

Das Cockpit des Passat ist ergonomisch besser kaum zu gestalten. Die Sitzhöhe ist optimal und bietet auch für große Menschen sehr viel Platz nach oben. Die Sitze sind bequem, Lenkrad und andere Elemente sind (im Gegensatz zum A4) so angeordnet, dass auch kleine Personen bei mittlerer Sitzhöhe bequem darüber aus der Frontscheibe sehen können. Die Sicht in alle Richtungen aus dem Passat ist perfekt, die Fensterscheiben sind sehr großzügig dimensioniert.

 

Am Rande: Das Navi RNS315

 … ist der kleine Bruder des RNS510. Das RNS315 bringt einen Touchscreen und eine relativ große, hochauflösende Farbkarte mit. Die gesprochenen Anweisungen werden auch nochmal – wie z.B. bei Audi – in der Multifunktionsanzeige zwischen Tacho und Drehzahlmesser angezeigt. Der Touchscreen reagiert einwandfrei. Das RNS315 funktioniert zuverlässig und ist für ein europaweite Navigation ausreichend. Wer aber mehr Funktionen, wie z.B. eigene Punkte auf der Karte als Ziel anwählen oder noch mehr Sonderziele will, sollte sich das RNS510 kaufen – hier ist der Touchscreen mehr als doppelt so groß und es bietet viele erweiterte Funktionen.

 

Fahreigenschaften

Den in meinem Passat verbauten 2.0 TDI Motor gibt es wahlweise mit 140 und 170 PS. Letzterer soll wohl hauptsächlich eine höhere Höchstgeschwindigkeit (V-Max) haben. Der 140 PS 2.0 TDI hat – im relativ schweren Passat Kombi – jede Menge Kraft. Beschleunigen ist auch mit voll beladenem Fahrzeug kein Problem und geht kaum langsamer von statten als z.B. mit dem 2.0 TDI Motor in einem 2-türigem A3! Die Fahreigenschaften sind in erster Linie von Komfort dominiert. Die Federung ist sehr weich, aber nicht schwammig. Die elektronisch gesteuerte, geschwindigkeitsabhängige Lenkung ist äußerst gut abgestimmt (Audi macht das im A6 nicht besser) und spricht sehr direkt an. Auch sehr gut gefallen haben mir die Fahreigenschaften des Passat auf der Autobahn: Egal bei welcher Geschwindigkeit, er gleitet nahezu wie ein Flugzeug ruhig über die Fahrbahn. Unebenheiten werden sehr gut ausgeglichen, Vibrationen sind auf ein Minimum reduziert aber trotzdem lenkt man sehr direkt und exakt, z.B. bei einem schnellen Spurwechsel. Interessant ist außerdem, dass bei Tempo 180 kaum Motorgeräusche, sondern fast ausschließlich nur noch Windgeräusche wahrzunehmen sind.

Der Verbrauch

… ist das, was mich am Passat am meisten beeindruckt hat. Unser erster Testabschnitt setzte sich aus 50 km Landstraße, 500 km Autobahn und ca. 50 km Stadt zusammen. Direkt vorab: Unser von der MFA angezeigter und auch berechneter Verbrauch lag bei etwa 5,3 Litern / 100 km. Auf der Autobahn waren wir etwa mit einem Tempo von 140-150 km/h unterwegs, in der Stadt und auf der Landstraße relativ sportlich. Der Passat war mit 4 Personen und vollem Kofferraum beladen. Das Fahrzeug hatte Ganzjahresreifen aufgezogen und die Klimaanlage war dauerhaft eingeschaltet. Vor allem bei etwas höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn trägt der sechste Gang sehr viel zum geringen Verbrauch bei: Der Motor läuft dadurch bei z.B. 130 km/h auf sehr niedriger Drehzahl. Wie viel Lob nun genau der etwas kostspieligen Zusatzausstattung “Bluemotion” für den sehr geringen Verbrauch zu gute kommen sollte, kann ich nicht sagen – bei einem Passat mit dem 2.0 TDI Motor mit 170 PS ohne Bluemotion lag der Verbrauch etwa 0,5-0,8 Liter über unserem – kein allzu großer Unterschied also.

Kurzer Vergleich mit dem Skoda Octavia 2.0 TDI (110 PS)

Für den ein oder anderen bestimmt ein interessanter Vergleich. Kurzum: Der Unterschied vom Passat zum Octavia ist überraschend gering, aber kann nicht geleugnet werden.

 

  • Der Skoda hat technisch fast den selben Motor, ist jedoch elektronisch auf weniger Leistung heruntergeregelt
  • Beschleunigen klappt mit dem Skoda dennoch recht gut: Das Drehmoment ist vorhanden, er ist außerdem leichter als der Passat
  • Motorgeräusche des Passat sind wesentlich kultivierter
  • Bei gleicher Fahrweise benötigt der Skoda mindestens 0,8 Liter mehr – auch im Vergleich mit einen Passat ohne BM
  • Die Lenkung des Skoda ist zwar teilweise auch elektromechanisch, jedoch nicht so gut abgestimmt wie bei VW
  • Hoher Fahrkomfort des Passat z.B. auf der Autobahn fehlt beim Octavia
  • Cockpit beim Passat ästhetischer, ergonomischer und aus wesentlich hochwertigeren Materialien
  • Mu-Fu- Lenkrad beim Skoda aber intuitiver dank Drehreglern
  • Kupplung beim Passat leichtgängiger und komfortabler
  • Innendesign des Passat wesentlich moderner
  • Viele kleine technische Unterschiede, z.B.: Klimaautomatik bei VW detaillierter Regelbar, Park-Distance-Control bei VW kann optisch Abstände exakter anzeigen
  • Platz im Fond sowie im Kofferraum beim Passat nochmal wesentlich großzügiger als im Skoda
  • Highlights wie Lane Assist oder Adaptive Cruise Control (per Radar Abstand halten) sind bei Skoda nicht verfügbar
  • Sonderausstattung ist im Skoda zu fast gleicher Qualität wesentlich günstiger zu bekommen
  • Über das äußere Erscheinungsbild lässt sich streiten

 

Fazit

Der Passat ist ein sehr gutes Fahrzeug für seine Klasse, das sich in in den letzten Generationen immer positiver entwickelt hat. Mittlerweile ist sogar die neuste Technik wie ACC (Tempomat, der per Radar einen eingestellten Abstand zum Vordermann einhält und aktiv Bremsen kann) aus dem Hause Audi/VW verfügbar. Die verbauten Infotainmentsysteme entsprechen dem neusten Stand der Technik und funktionieren sehr zuverlässig, nach dem VW-Bedienkonzept ist es auch für Fahrer, die nur bis zum Supermarkt und zurück am Steuer sitzen einfach, die Bedienelemente wie Navigation oder Tempomat zu verstehen. (z.B. im Opel Astra ist der Tempomat nur nach ausführlichem Studium der Beschreibung zu begreifen) Bei der Beinfreiheit auf der Rückbank ist er sowohl dem Audi A4 (nicht aber dem A6), als auch vielen Konkurrenten anderer Marken überlegen. Beeindruckend ist, dass diese relativ schwere Auto auch bei voller Beladung und normaler Fahrweise extrem wenig Kraftstoff braucht.

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und fortschrittliche Assistenzsysteme. Die neuesten Fahrberichte veröffentlicht er regelmäßig bei motoreport.de.

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