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Verbrenner-Aus beschlossen: Das müssen Verbraucher jetzt wissen

Autom im Joshua Tree National Park

Der 14. Februar 2023 geht in die Geschichte ein: Das Europäische Parlament beschloss in einer finalen Abstimmung das Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035. Viele Verbraucher sind verunsichert. Dürfen sie fortan nur noch E-Fahrzeuge nutzen und wie sichern sie die Versorgung mit Strom zu Hause? Kein Grund zur Panik, denn der Cut ist weniger konsequent als vielleicht gedacht.

Der EU-Beschluss im Fokus

Europaweit soll ab 2035 ein emissionsfreier Ausstoß für alle Neuwagen gelten. In Brüssel beschlossen die Mitglieder des EU-Parlaments am 14. Februar 2023 eine Änderung, die den gesamten Automobilmarkt revolutionieren wird und viele Verbraucher verunsichert.

Ziel ist es, die Flottengrenzwerte für neu zugelassene Fahrzeuge auf null zu reduzieren. Damit ist sicher: Neuwagen mit einem Diesel- und Benzinmotor dürfen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr veräußert werden. Möglich wären theoretisch nur noch E-Fahrzeuge, deren Absatz in den letzten Jahren ohnehin deutlich gestiegen ist. Zu den Profiteuren der wachsenden Nachfrage gehört vor allem der Volkswagen Konzern, denn sein VW ID. ist europaweit das meistverkaufte E-Fahrzeug.

Bevor die Umsetzung ab 2035 beginnt, soll der Beschluss jedoch 2026 noch einmal überprüft werden. Autohersteller haben bereits interveniert und eine Bitte zur Kompromissfindung an die EU-Kommission herangetragen. Sie sieht die Nutzung sogenannter E-Fuels in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor vor. Die E-Fuels werden aus synthetisch produzierten Kraftstoff hergestellt, bei denen Treibhausgase während der Produktion gebunden werden. Läuft der Verbrennungsmotor mit diesen „sauberen“ Kraftstoffen, wird die Klimafreundlichkeit gewahrt, da das ausgestoßene CO₂ aus der Atmosphäre kommt.

Sollte ich schon jetzt auf ein E-Auto umsteigen?

Der vorläufige EU-Beschluss verunsichert viele Verbraucher. Ist schon jetzt der Umstieg auf ein E-Auto empfehlenswert oder nicht? Für die Entscheidung sind verschiedene Parameter hilfreich, denn ganz so leicht fällt die Antwort nicht.

Zwar stieg die Nachfrage nach E-Autos in den letzten Jahren deutschlandweit, doch die Infrastruktur konnte so schnell nicht Schritt halten. Öffentliche Ladesäulen fehlen häufig, vor allem in Großstädten. Viele E-Auto-Nutzer möchten deshalb ihre eigene Ladestation zu Hause installieren. Doch auch hier stoßen sie schnell an ihre Grenzen, denn nicht über alles ausreichend Platz. Eine Alternative bieten die sogenannten Wallboxen. Sie sind platzsparend und für verschiedene Hersteller verwendbar. Online können sich E-Auto-Fahrer ihre Wallbox nach Auto Marke aussuchen und bequem nach Hause bestellen lassen.

Familientaugliches Elektroauto: Der VW ID.4

Die E-Auto-Fördermittel wurden deutlich reduziert

Bis zum Oktober 2021 unterstützte die Bundesrepublik die E-Auto-Initiative und zahlte sogar Fördermittel für die Installation von Wallboxen. Damit sollte das ohnehin lückenhafte öffentliche Ladenetz entlastet werden.

Auch die Kaufprämie für E-Fahrzeuge ging ab Januar 2023 zurück. Statt für Neuwagen maximal 6.000 Euro zu erhalten, gibt es fortan nur noch eine Unterstützung von bis zu 4.500 Euro. Doch die Preise für E-Fahrzeuge sind aktuell noch auf einem hohen Niveau, vor allem aufgrund der Batteriepreise. Lithium, Kobalt und andere für die Batterieherstellung benötigten Rohstoffe sind selten und in der Gewinnung noch teuer. Auch die Anzahl der Batterieproduzenten steigt erst kontinuierlich. Gibt es künftig mehr Anbieter auf dem Markt, könnte sich das positiv auf eine Preisreduktion bei der Reproduktion auswirken und damit auch auf einen reduzierten Gesamtpreis der E-Fahrzeuge.

Laufende Kosten spielen bei der Entscheidung eine wesentliche Rolle

Nicht nur der Anschaffungspreis, sondern auch die laufenden Kosten sind ein wichtiges Entscheidungskriterium. Treibstoff, Versicherungen, Wartungen und mögliche Kfz-Steuer sollten im direkten Vergleich stehen. E-Autos sind auch in Zukunft von der Kfz-Steuer ausgenommen, sodass die jährlichen Kosten dafür vernachlässigt werden können.

Auch bei der Versicherung zeigen sich deutliche Unterschiede. Der Blick auf die Tarife macht deutlich, dass E-Autos bis zu 33 Prozent weniger Kosten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verursachen können. Zu den wesentlichen Kostenbelastungen während der Nutzung gehört zweifelsohne der Treibstoff. In den letzten Monaten mussten Fahrer an der Tankstelle oft tief in die Tasche greifen, denn die Kraftstoffpreise explodierten temporär.

Zwar klettern auch die Strompreise und machen das Aufladen der E-Fahrzeuge damit teurer, doch die Gesamtbilanz ist deutlich günstiger. Tanken mit Strom kostet nur ein Vielfaches weniger als mit Kraftstoff. Noch günstiger wird es, wenn E-Fahrzeug-Nutzer ihre eigene Wallbox haben und/oder den Strom aus eigenen Energiequellen (beispielsweise Solarenergie) generieren.

100 km mit einem Renault Twingo Electric zurückzulegen, könnte durchschnittlich ca. 7,90 Euro kosten. Die Fahrt der gleichen Strecke mit dem VW ID. 4 Pro (dem beliebtesten E-Fahrzeug am Markt) wäre für ca. 10,56 Euro zu haben (bei 48 Cent/kWh).

Verbraucht ein Fahrzeug durchschnittlich 7,3 l auf 100 km, sind die Kraftstoffpreise deutlich höher. Liegt der Preis beispielsweise bei 1,76 Euro/Liter, wäre das eine Kostenbelastung von ca. 12,85 Euro. Langfristig macht sich die Preisdifferenz im Haushaltsbudget bemerkbar, vor allem bei weiter steigenden Kraftstoffpreisen.

Fiat 500 Electric

Muss ich mich schon jetzt gegen ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor entscheiden?

Das Signal aus Brüssel verunsichert die Verbraucher, denn viele befürchten, ab 2035 mit ihrem Verbrennungsmotor nicht mehr mobil sein zu dürfen. Doch diese Angst ist unbegründet. Die EU-Verfügung gilt nur für Neuwagen. Wer ein gebrauchtes Fahrzeug mit einem Diesel- oder Benzinmotor besitzt oder es auf dem Zweitmarkt erwerben möchte, darf dies. Die Null-Emissionsvorgaben gelten nur für ab 2035 neue zugelassene Fahrzeuge in der EU.

Ob die Entscheidung auch Auswirkungen am Gebrauchtwagenmarkt haben wird, ist noch unklar. Schafft es die Bundesrepublik nicht, bis zum Inkrafttreten der Regelung das Ladenetz auszubauen und damit die Kaufanreize für E-Fahrzeuge zu erhöhen, könnte die Nachfrage nach Gebrauchtwagen steigen. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Preise, denn ein mangelndes Angebot gepaart mit wachsendem Käuferinteresse bedeutet einen Preisanstieg.

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und fortschrittliche Assistenzsysteme. Die neuesten Fahrberichte veröffentlicht er regelmäßig bei motoreport.de.

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